Die Schulorgel der Oberschule für Jungen in Uelzen

Im März 2008 wurden Mitglieder der Geschichtswerkstatt Uelzen darüber informiert, dass ein Abriss der Schulorgel (›Heldenorgel‹) in der ehemaligen Oberschule für Jungen, später Herzog-Ernst-Gymnasium (HEG), kurz bevorstünde.

Die Heldenorgel in der Schulaula des ehemaligen Realgymnasiums. Foto um 1940 | Stadtarchiv Uelzen
Die Heldenorgel in der Schulaula des ehemaligen Realgymnasiums
Foto um 1940 | Stadtarchiv Uelzen

Die Oberschule für Jungen zog 1969 in eine neues Gebäude. Das Schulgebäude in der Schillerstraße wird seitdem von SchülerInnen der Theodor-Heuss-Realschule besucht; auch SchülerInnen des Lessing-Gymnasiums werden hier unterrichtet.

Im Rahmen weiterer Planungsüberlegungen wurde auch der Abriss der Schulorgel angedacht, für den sich schon 1985 der Kulturausschuss der Stadt Uelzen ausgesprochen hatte, der aus Kostengründen dann aber unterblieb.

Zur momentanen Situation der Schulorgel

Mitglieder der Geschichtswerkstatt Uelzen, des ›Arbeitskreises Schulorgel‹ (AK Org) und OStR i.R. Dr. Hans Klinge besichtigten im Herbst 2008 in der alten Aula der OfJ die Orgel, die sich in einem beklagenswerten Zustand befindet. Das Orgelwerk (Pfeifen) ist fast gänzlich zerstört, so dass laut Schätzungen eines Fachgutachters eine Restaurierung mit dem Ziel,

  • die Orgel wieder bespielen zu können, ca. € 350.000 bzw.
  • die Orgel wieder ›ansehnlicher‹ zu machen, € 60.000

kosten würde.

Informeller Zusammenschluss zum AK Org

Nachdem nun die Abrisspläne einer interessierten Öffentlichkeit bekannt waren, traf sich auf Anregung von Jan Kukureit (Musikpädagoge und Organist) ein kleiner Kreis von Interessierten, die sich aus verschiedenen Gründen gegen einen Abriss der ›Heldenorgel‹ aussprachen.

  • Zunächst müsse geprüft werden, ob ein Abriss der Orgel aus Platzgründen denn überhaupt erforderlich sei.
  • Die Orgel stellt nach Aussagen von Musikfachleuten für den Kreis Uelzen etwas Besonderes dar, was eigentlich erhaltenswert sei.
  • Die Orgel sei ein Teil Uelzener Schulgeschichte, wenn nicht sogar Stadtgeschichte, den man nicht so einfach entsorgen könne, besonders dann, wenn es zudem noch eine Art Denkmal darstelle zur Erinnerung an ehemalige Schüler der OfJ, die im Ersten bzw. Zweiten Weltkrieg getötet wurden.

Weiterführende Überlegungen im AK Org

Argumentation

In diesem eher informellen Kreis war man sich nach mehreren Treffen in folgenden Punkten einig:

  • Die Kosten für eine Restaurierung der Orgel, egal ob ›Erster‹ oder ›Zweiter Klasse‹ werden weder von der Stadt noch durch Spenden aufgebracht.
  • Das Argument, die Orgel müsse aus Platzgründen entsorgt werden, hat sich bei genauer Nachfrage als vordergründig herausgestellt und hält einer weiteren Überprüfung nicht statt.
  • Es sollte alles getan werden, um eine weitere Zerstörung der Orgel zu verhindern.

Treffen mit Vertretern der Stadt Uelzen und der Uelzener Schulen

Dietrich Banse und Renate Meyer-Wandtke, Mitglieder der Geschichtswerkstatt Uelzen und des AKs Schulorgel, trafen sich im Herbst 2008 mit dem Bürgermeister der Stadt Uelzen und Vertretern der beiden Gymnasien sowie der Realschule im Rathaus. Auf diesem Treffen stellte Renate Meyer-Wandtke ein Konzept vor, das bei allen Beteiligten Zustimmung fand.

Wie geht es weiter?

Die Geschichtswerkstatt Uelzen und der AK Org planen zusammen mit dem Herzog-Ernst-Gymnasium, die Erinnerung an die ›Heldenorgel‹ zu bewahren, indem

  • die musikgeschichtliche Bedeutung herausgearbeitet und an entsprechender Stelle deutlich gemacht wird
  • die historische Bedeutung mitsamt ihrer ideologischen Überhöhung erläutert wird,
  • Teile der Orgel (einzelne Pfeifen, auf denen die Namen einzelner Kriegstoten aufgeführt werden) Elemente eines Mahnmals werden, das in Verbindung mit Nennung aller im Kriege getöteten Ehemaligen

Zweck der Bewahrung der ›Heldenorgel‹ ist folglich

  • an die Schrecken des Krieges zu erinnern,
  • die Gefahr der Instrumentalisierung von persönlichem Leid und persönlicher Trauer vor Augen zu führen,
  • der Verherrlichung von Krieg entgegen zu wirken,
  • den Angehörigen und Freunden der genannten ›Kriegstoten‹ eine Möglichkeit des Gedenkens zu geben.