130 Jahre Jüdisches Leben in Uelzen
Vom 24. August bis zum 12. September 2021 gab es zum jüdischen Leben in Uelzen eine Ausstellung im Schaufensterbereich der Uelzener Stadtbücherei. Infoplakate, Originalexponate (wie ein Sofa), Fotos und Bücher gaben Einblicke in das jüdische Leben in Uelzen von 1810 bis 1942.
Wir haben dieser ›Schaufenster-Ausstellung‹ den Titel ›130 Jahre Jüdisches Leben in Uelzen‹ gegeben, genauer hätte es heißen müssen: 132 Jahre, doch wir haben zu Gunsten einer klaren Aussage in diesem Fall abgerundet um den Gegensatz zu ›1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland‹ deutlicher hervorzuheben.
Vor genau 1700 Jahren nahm der römische Kaiser Konstantin das Edikt zurück, demzufolge jüdische Bürger keine öffentlichen Ämter bekleiden durften. Im Jahre 321 nun wurden Kölner Juden in den Rat berufen, ein Vorgang, der für die Uelzener Juden nie in Erfüllung ging. Zwischen 1810-1813 ließen sich drei jüdische Händler in Uelzen nieder, von den zwei nach Untergang des Königreichs Westfalen in Uelzen gegen den entschiedenen Protest der Kramergilde bleiben durften. Die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder stieg nur langsam an, um 1900 erreichte sie mit 93 Mitliedern den Höchststand – 42 Jahre später, am 19. Juli 1942 wurden die letzten 5 Uelzener Juden und Jüdinnen deportiert, insgesamt wurden in der Zeit zwischen 1941-1945 sechszehn Uelzener Bürger jüdischen Glaubens ermordet.
Wir haben dieser Ausstellung noch einen Untertitel gegeben: ›eine Geschichte zwischen Anpassung und Ausgrenzung‹. Ja, auch die Uelzer Juden haben sich angepasst verhalten, sie waren treue Staatsbürger, die wie viele deutsche Männer begeistert in den Krieg zogen, in der Hoffnung durch diesen Dienst am Vaterland ihre Treue zu Deutschland unter Beweis stellen zu können – doch weit gefehlt- endlich glaubten sie angekommen zu sein – welch ein Irrtum. Schon der Jude Walter Rathenau, kurzzeitig deutscher Außenminister klagte kurz vor seiner Ermordung: »Wir Juden sind als Bürger zweiter Klasse in die Welt getreten – keine Tüchtigkeit, kein Verdienst kann uns aus dieser Lage befreien. Es gibt kein erhofftes Eintrittsbillet in die deutsche Gesellschaft.«