Kriegskinder

Im Jahre 2015 jährte sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum siebzigsten Mal, und dieses Ereignis war Anlass genug, an das Ende der Herrschaft des Nationalsozialismus und das dadurch verursachte Leid zu erinnern. Für viele Menschen bedeutete das Kriegsende aber zunächst nicht Frieden und Freiheit, sondern sie mussten in Nachkriegsdeutschland mit den Folgen des Krieges zurechtkommen – der Zerstörung der Städte, der Not, dem Hunger, der Flucht und Vertreibung.
Nach mehr als 70 Jahren gibt es nicht mehr viele Menschen, die den Krieg im Erwachsenenalter miterlebt haben, aber es gibt noch viele der damaligen Kinder, die als Kinder immer zu den Opfern des Krieges gehörten. Viele waren während des Krieges dem Leid und der Gewalt ausgesetzt. Nach dem Krieg wuchsen sie in einem vom Krieg geprägten Land auf. Viele Eltern dieser Kinder waren nicht in der Lage, ihre eigenen Erfahrungen zu verarbeiten. Die Nachkriegsjahre waren zudem mehr auf den ›Wiederaufbau‹ konzentriert und schufen eher ein Klima der Verdrängung, als sich aktiv der Vergangenheit zu stellen.
Die Journalistin Sabine Bode berichtet in ihrem Buch ›Die vergessene Generation‹, wie es heute den deutschen ›Kriegskindern‹ geht. Sie hat herausgefunden, dass diese unauffällige Generation, geboren zwischen 1930 und 1945, sich schwertut, über den Krieg zu sprechen, den sie damals als ›normalen Zustand‹ empfunden hat. Sie wurde erzogen, ihn zu akzeptieren, ihn nicht in Frage zu stellen.