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gedemütigt vertrieben ermordet

VORWORT | Liebe Leserinnen und Leser,
das vorliegende Buch ist eine Sammlung von Berichten, persönlichen Eindrücken und Reden, die das Geschehen in Uelzen um den November 2006 umkreisen. An diesem Tag, an dem wie in jedem Jahr an das Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung erinnert wird, hielten sich Gäste aus den USA, Argentinien, Israel und Deutschland in Uelzen auf. Sie wollten dabei sein, wenn am Abend des Tages eine Gedenktafel enthüllt wird, auf der ihre Angehörigen namentlich aufgeführt sind: Uelzener Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens, die in der Zeit zwischen 1933 und 1942 gedemütigt und verfolgt wurden, einige von ihnen wurden später in Konzentrationslagern ermordet.

So enthält das Buch ganz verschiedene Beiträge:
In seinem Grußwort ruft Bürgermeister Lukat die Tage der Erinnerung in unser Gedächtnis und hebt insbesondere die Bedeutung der Gedenkstunde am 9. November 2006 hervor.

Im Sachbericht werden die Überlegungen und Vorarbeiten zu den drei Komplexen ,Gedenktafel – Ausstellung – Besuchsprogramm“ ausführlich dargestellt.

An zentraler Stelle stehen die 49 Biographien Uelzener Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens, verfasst vom Herausgeber, denen nach 1933 mittels diverser Gesetze, Verordnungen und Erlasse (ca. 1.400!) die Würde, das Menschsein in einer Gesellschaft abgesprochen wurde, in der sie sich akzeptiert gefühlt hatten. Dieser Prozess der Entmenschlichung begann sofort nach Machtantritt der Nationalsozialisten – für viele Deutsche sichtbar und nachvollziehbar – und fand in den Beschlüssen der Wannseekonferenz vom Januar 1942 seinen Höhepunkt, die die Ermordung des gesamten europäischen Judentums vorsahen.

Die Präsentation von Einzelbiographien ist der Versuch, die,Normalität“ jedes einzelnen Menschen jüdischen Glaubens deutlich werden zu lassen. Es soll sichtbar werden, dass es sich bei den vorgestellten Personen um Menschen handelt, deren Schwächen, Stärken, Vorlieben, Abneigungen sich in nichts von denen ihrer Nachbarn unterschieden, außer in der Zugehörigkeit ihrer Eltern und Großeltern zur jüdischen Glaubensgemeinschaft.
Nachfolgend sind die Reden von Pastor Reinhard Klingbeil, Dietrich Banse und Dennis Frank im Rahmen der Gedenkstunde nachzulesen. Sie sprechen von Trauer, Verlust, aber auch von Hoffnung, Dennis Franks Rede enthält zudem auch eine sehr versöhnliche Geste.
Barbara Kaiser beschreibt in ihrem Beitrag einfühlend und prägnant die Ausstellung im Foyer des Rathauses.
Paula Plaut und Aharon Behar geben beide auf ihre Art persönliche Eindrücke von den ,Tagen der Begegnung“ wieder.

Einzelne Presseartikel sollen verdeutlichen, wie stark die Öffentlichkeit das Geschehen um den 9. November 2006 wahrgenommen hat.
Dr. Stephan Heinemann stellt in seinem Beitrag die kurze Geschichte der jüdischen Gemeinde Uelzens dar.
Dr. Christine Böttcher beschreibt in einem Nachwort u. a. die Ziele der Geschichtswerkstatt Uelzen e. V., ihre bisherigen Aktivitäten und zukünftigen Projekte, die – so ist zu hoffen – auch weiterhin das
große Interesse der Öffentlichkeit finden werden.


DIETRICH BANSE (Hrsg.), Uelzen