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Gedenktafel im Hundertwasser Umweltbahnhof Uelzen

Am 18. April 2015 – 70 Jahre nach der Befreiung der Stadt Uelzen vom Naziterror – wurde auf Initiative der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. im Hundertwasser Umweltbahnhof Uelzen im Rahmen einer Feierstunde eine Gedenktafel enthüllt, auf der an die ca.500 Männer erinnert wird, die vor gut 70 Jahren in dem Außenlager Uelzen/KZ Neuengamme inhaftiert waren.

In der zweiten Hälfte des Monats März 1945 erreichten die meisten Häftlinge von Neuengamme aus per Eisenbahntransport Uelzen. Sie  mussten  unter menschenunwürdigen Bedingungen schwerste körperliche Arbeit auf dem Güterbahnhof Uelzen verrichten, der am 22.2.1945 von amerikanischen Bombern zerstört worden war.
Unterkunft und Verpflegung erfolgte auf dem Gelände der Zuckerfabrik, wo die Menschen in einem Lagerhaus untergebracht waren und aus der Werkkantine notdürftig mit Nahrung versorgt wurden.

Am 18. April 1945 wurde Uelzen von britischen Truppen befreit, Stunden vor ihrer Befreiung, im Verlauf des 17.4.1945, wurden die Häftlinge des Außenlagers von Uelzener Volkssturmmännern gezwungen, per Eisenbahn die Rückreise in das Stammlager Neuengamme anzutreten. Viele von ihnen verloren ihr Leben, als sie später von Lübeck aus  mit der „Cap Arcona“ und zwei weiteren Frachtern in die Lübecker Bucht verbracht wurden, die dort versehentlich von englischen Jagdbombern in Brand geschossen wurden. Fast 7000 Menschen wurden bei diesem Angriff auf die „Cap Arcona“ und  „Thielbeck“ getötet. Nur wenige von ihnen überlebten dieses Inferno, einer von ihnen war der Holländer  Lambertus Hendrikus Intres.

Die Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. hatte zu dieser Feierstunde daher auch Gäste aus den Niederlanden geladen, so die Tochter des Niederländers Intres wie auch den Sohn eines bei der Schiffskatastrophe getöteten Holländers, Herrn  Dolfing. Begleitet wurden beide von ihren Ehepartnern.
Nachdem die Vorsitzende der Geschichtswerkstatt, Frau Dr. Christine Boettcher die Gäste begrüßt hatte, unter ihnen auch einen Vertreter des russischen Generalkonsulats aus Hamburg, ergriff Bürgermeister Markwardt das Wort. Er dankte der Geschichtswerkstatt ausdrücklich für das große  Engagement und wertete die Gedenktafel als ein Zeichen, sich der Vergangenheit zu stellen und für die Gegenwart die nötigen Konsequenzen zu ziehen.
Dr. Detlef Garbe, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, dankte im Namen der Gedenkstätte Neuengamme der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V., der Stadt Uelzen, der Deutschen Bahn wie auch der MdB Frau Kirstin Lühmann für das Engagement bzw. für die Unterstützung des Projektes.

Dietrich Banse, Leiter des Projektes „Gedenktafel“,  setzte sich in seiner kurzen Rede mit dem Begriff „Befreiung“ im Zusammenhang mit der Besetzung Uelzens durch britische Truppen am 18.4.1945 auseinander. Er stellte fest, dass die Uelzener an diesem Tag vom Naziterror befreit wurden, während die ehemaligen KZ- Häftlinge während ihres gesamten Lebens weiter leiden mussten.

Auf die Folgen dieser Haft für den Betroffenen wie auch für die Angehörigen wies die Tochter des ehemaligen Häftlings Lambertus H. Intres, Frau Broer-Intres, eindrucksvoll hin.

Vor dem Krieg sei ihr Vater ein lebensfroher, tatkräftiger Mensch gewesen, so Frau Broer-Intres, der sein Leben  im Griff gehabt habe. Nach dem Krieg sei er als ein anderer Mensch wieder in Holland angekommen, der nicht mehr in der Lage war, ein eigenständiges Leben zu führen: „Im Lager wurde meinem Vater die Zukunft herausgeschlagen“.

Danach wurde die Gedenktafel vor den anwesenden Gästen gemeinsam von Klas Tilly, der die Tafel konzipierte, dem Bahnhofsmanager  Marcus Schlott, Bürgermeister Markwardt und Dietrich Banse in der Halle des Hundertwasser Umweltbahnhofs Uelzen enthüllt.

Der Tafeltext lautet wie folgt:

Der Güterbahnhof Uelzen wurde
durch einen alliierten Bombenangriff
am 22. Februar 1945 zerstört.
Mehr als  500 Häftlinge des
Außenlagers Uelzen – KZ Neuengamme
wurden zwischen März und April 1945
zu  Aufräumarbeiten gezwungen.
Am 18. April 1945 befreiten
britische Truppen Uelzen.
Kurz vorher wurden die Häftlinge nach Neuengamme zurücktransportiert.
Die meisten von ihnen überlebten das Kriegsende nicht

Literaturhinweis
Dietrich Banse | Das Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme
Uelzen, 2015